Das historische Vogtland neu entdecken
Wer waren sie? Woher kamen sie? — Die Vögte, auf deren Spuren wir uns begeben. Wie nahm der heute von uns so selbstverständlich beschrittene (imaginäre) Kulturweg Gestalt an — über Grenzen hinweg? Machen wir uns auf! Zur Erkundung, zu den historischen Stätten. Dort erfahren wir die historischen Hintergründe, erkennen die Zusammenhänge, etwa zwischen »den Vögten« und »den Reußen«. Prägende Geschehnisse aus früher Zeit liegen teils im Dunkel der Geschichte. Wohl ursprünglich welfsche, im Norden Thüringens sesshafte Reichs-Ministeriale ( = Dienstleute) wurden im 12. Jahrhundert von Kaiser Friedrich Barbarossa im Gebiet beidseits der Weißen Elster eingesetzt. Das diente dem Ausbau des Reichsgutes. Die damit betrauten Herren nannten sich an ihrem neuen Platz Vögte von Weida. »Vogt« steht offenbar für den Herkunftsort. Zu Ehren des Stauferkaisers Heinrich VI. führten fortan alle männlichen Nachkommen den Namen Heinrich.
Die von den Vögten forcierte Besiedlung ging mit beträchlicher Landnahme einher. Bereits um 1200 beherrschte Heinrich II., »der Reiche«, weit-gehend ein Territorium, das von Gera/Ronneburg über Greiz und Plauen, den Orten an der Oberen Saale bis zum Regnitzland um Hof sowie dem Egerland mit Asch, Selb und Adorf reichte. Das 1343 erstmals urkundlich genannte »terre advo-catorum« bedeutete kein festumgrenztes Gebiet, es bezeichnete den Besitz der Vögte: »der vogte lant«.
Das durch die Erbteilungen ohnehin geschwächte Vögte-Geschlecht hatte sich bald schon des Zugriffs der Mächtigen zu erwehren: Die Marktgrafen von Meißen sowie die Könige von Böhmen begehrten die Besitzungen. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts gingen die Güter verloren: Voigtsberg, Mylau, Wiesenburg, Schönfels-Werdau, Weida … Hof und das Regnitzland wurden 1373 an die Burggrafen von Nürnberg verkauft. 1485 kam das Vogtland, zuvor vom böhmischen König als erbliches Lehen übernommen, an die ernestinische Linie der Wettiner (Kursachsen). Allein Güter um Greiz, Schleiz und Lobenstein blieben im Besitz der von den Vögten abstammenden Grafen, später Fürsten, von Reuß. Die anderen Landesteile bildeten ab 1602 den vogtländischen Kreis im Königreich Sachsen.
Die Vögte mit ihrem Ursprung zu Veitsberg/Weida und sodann ihre reußischen Nachfahren prägten die Region rund 800 Jahre lang. Und bis heute trägt der Landstrich am Oberlauf der Weißen Elster den Namen Vogtland. Die einstigen Herren, die Vögte, sind also immer noch bestimmend — für die hier wohl ganz besondere Identifkation von Land und Leuten. Zeugen der vögtischen Geschichte sind nicht nur die Wappen vieler damals gegründeter Städte, oft mit dem »vogtländischen Löwen« in schwarz/gelb, sondern auch eine Vielzahl von Burgen und Sakralbauten, die auf die Herrscherfamilie der Vögte von Weida zurückgehen: Die Stadt Weida mit der Osterburg, ihren Kirchen bzw. Klöstern. Der Nachbarort Mildenfurth, Hauskloster der Vögte. Greiz mit dem durch die Vögte um 1188 errichteten Oberen Schloss und dem Unteren Schloss aus der Reußen-Zeit. Plauen mit der Schlossanlage, der imposanten Johanneskirche und dem Komturhof des Deutschen Ordens. Die Burgruine Neuberg bei Asch. Friedrich Barbarossas Kaiserpfalz in Eger. Sie und viele andere sind Zeugnisse dieser Zeit und der gemeinsamen Geschichte der Region. Allesamt haben sie ein größeres Publikum verdient als bisher. Der Kulturweg der Vögte will das historische Vogtland von Weida bis hinein nach Böhmen auf neue Weise verbinden — mit touristischem Angebot für alle an der Kultur und Geschichte des Gebietes Interessierten, besonders die Menschen im Drei-Länder-Eck von Böhmen, Sachsen/Thüringen und Bayern, voran die heimatliebenden »Vogtländer«.
„Vogtländische Goldene Bulle“ von 1329
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